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AS-ER - Detailansicht für das Ereignis mit der Bam-Nr.: 138

Titel Freisetzung aus einem Aktivkohlefilter

I. Anlagedaten

I.1 Anlagenkurzbeschreibung Chloralkalielektrolyse
I.2 Anlagenart 4.1I
I.3 Wesentliche Rechtsgrundlagen BImSchG

II. Ereignis

II.1 Art des Ereignisses Freisetzung
II.2 Ereignisablauf In einem Steinsalz-Elektrolysebetrieb kam es an einem Aktivkohlefilter zu einem kurzzeitigen Stoffaustritt. Zwei Betriebsmitarbeiter und vier Fremdfirmenmitarbeiter, die in der Umgebung tätig waren, wurden vorsorglich in die werksärztliche Abteilung gebracht (nach Beobachtung am Nachmittag entlassen). Nach Freigabe des Anlagenbereichs zur Erkundung von möglichen betrieblichen Maßnahmen begaben sich zwei Betriebsmitarbeiter in die Anlage. Zur gleichen Zeit kam es am benachbarten A-Kohle-Filter erneut zum Stoffaustritt. Ein Mitarbeiter erlitt beim Verlassen der Anlage eine Knieverletzung, der zweite atmete Staubgemisch ein (stationäre Behandlung im Krankenhaus).
II.3 Gefahrenabwehr Immissionsmessungen des betreibereigenen Luftmesswagens.

II.4 Beteiligte Stoffe

Stoffe CAS-Nr. UN-Nr. R-Satz
Chlor 7782-50-5 1017 R: 23,36/37/38
Schwefelsäure 7664-93-9 1830
Aktivkohle

II. weitere Daten

II.5 Datum 2004
II.6 Auswirkungen 1. Freisetzung: 6 Beschäftigte zur Beobachtung ins Krankenhaus 2. Freisetzung: 2 Verletzte (1 Knieverletzung, 1 stationäre Aufnahme wegen Einatmen von Staub) Kurzzeitige Geruchswahrnehmung außerhalb des Betriebsbereichs.

III. Ursachenanalyse

III. 1 Unmittelbare Ursachen Exotherme Reaktion infolge des Zutritts von Luftfeuchtigkeit in die Aktivkohlefilter: Während der planmäßigen Instandhaltungsarbeiten wurden zwei Filter, die adsorbierte 96%ige Schwefelsäure und geringe Chlormengen enthielten, kurzzeitig zum Setzen von Steckscheiben und Blinddeckeln geöffnet. Durch den geringen Unterdruck gelangte feuchte Luft von oben in die Filter. Die Luftfeuchtigkeit wurde von der Schwefelsäure aufgenommen, was zur Temperaturerhöhung im A-Kohlebett führte. Dadurch setzte eine lokale Oxidation der Kohle durch Luftsauerstoff ein, wobei hohe Temperaturen erreicht werden konnten. Dies führte zu einem spontanen Verdampfen eines Teils des in der Schwefelsäure gebundenen Wassers. Durch den entstehenden Druck kam es zur kurzzeitigen Stofffreisetzung.
III. 2 verdeckte Ursachen / Managementfehler

IV. Schlussfolgerungen und Maßnahmen

IV. 1 Maßnahmen des Anlagenbetreibers 1. Sofortiger Ersatz des einen der mit Schwefelsäure beaufschlagten Aktivkohlefilter durch einen Faserfilter 2. Mittelfristig Ersatz des anderen mit Schwefelsäure beaufschlagten Aktivkohlefilters durch einen Faserfilter 3. Bis dahin verstärkte Schulungsmaßnahmen, um bei Instandhaltungsarbeiten einen Feuchtigkeitszutritt auszuschließen
IV. 2 Maßnahmen der Behörde Anordnung einer Gefährdungsbeurteilung vor Wiederinbetriebnahme der Anlage

V. Erkenntnisse und Empfehlungen der SFK

V. 1 Merkblätter

VI. Quellen

VI. Quellen Bericht des Betreibers, Vermerk der Überwachungsbehörde, BUND

VII. Deskriptoren

I Anlagentyp Filter 4.1I
Anlagenteil
Komponente Filter
II Verfahren kontinuierlicher Betrieb
Betriebsvorgang Stillstand
Betriebszustand
III unmittelbare Ursache unerwünschte Reaktion
verdeckte Ursache
Managementfehler
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