ZEMA - Detailansicht für Ereignis vom 22.02.1993
Bezeichnung | 9305 (1993-02-22 Freisetzung von ortho-Nitroanisol) |
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Einstufung des Ereignisses | Einstufung Anhang VI Teil1: I 4b |
Ereignisdatum | 22.02.1993 |
Anlagedaten
Anlagenart | Anlage zur Herstellung von Stoffen durch chemische Umwandlung (4.1-1) |
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betroffener Anlagenteil | Produktionskessel |
Produkt | ortho-Nitroanisol |
Postleitzahl | |
Ort des Ereignisses | Frankfurt/Main |
Bundesland / Land: | Hessen |
Ereignisdaten
Art des Ereignisses | Freisetzung (Luft) |
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Datum / Zeit | 22.02.1993 00:00 bis 22.02.1993 00:00 |
Ursache (Kategorie) | menschl. Fehler (Bedienfehler) |
Betriebsvorgang | Prozess |
Beteiligte Stoffe
Stoffe | CAS-Nr. | Anhang 1 Nummer neu | Stoffmenge in kg |
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Natriumformiat 5% v. 2,5 t als Ergebnis einer Einzelmessung des "fall out" Freigesetzter Stoff (Luft) |
141-53-7 | 125,00 | |
2-Chlor-1-nitrobenzol 1,1% v. 2,5 t als Ergebnis einer Einzelprobe des "fall out" Freigesetzter Stoff (Luft) |
88-73-3 | 2 | 27,50 |
2-Amino-1-chlorbenzol 1,5% v. 2,5 t, Ergebnis einer Einzelprobe des "fall out" Freigesetzter Stoff (Luft) |
95-51-2 | 2 | 37,50 |
Natronlauge 1,4% v. 2,5 t, Ergebnis einer Einzelprobe des "fall out" Freigesetzter Stoff (Luft) |
1310-73-2 | 35,00 | |
Natriumchlorid 10% von 2,5t Freigesetzter Stoff (Luft) |
7647-14-5 | 250,00 | |
Dichlorazoxibenzol Freigesetzter Stoff (Luft) |
235,00 | ||
Dichlorazobenzol Freigesetzter Stoff (Luft) |
7334-33-0 | 112,00 | |
ortho-Nitroanisol Freigesetzter Stoff (Luft) |
100-17-4 | 632,00 | |
Methanol Freigesetzter Stoff (Luft) |
67-56-1 | 2.24 | 7500,00 |
Auswirkungen innerhalb der Anlage
Verletzte | Beschäftigte: 0 | Einsatzkräfte: 0 |
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Tote | Beschäftigte: 0 | Einsatzkräfte: 0 |
Art der Sachschäden | Ja | Kosten: 2500 € |
Art der Sachschäden | Abblaseleitung nach dem Sicherheitsventil ist abgerissen. | |
Art der Umweltschäden | Ja | Kosten: 0 € |
Art der Umweltschäden | Südl. des Emissionsortes waren Straßen, Gebäude und Anlagen mit Produkt kontaminiert. |
Auswirkungen ausserhalb der Anlage
Verletzte | Beschäftigte: 0 | Einsatzkräfte: 0 | Bevölkerung: 0 |
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Tote | Beschäftigte: 0 | Einsatzkräfte: 0 | Bevölkerung: 0 |
Sonstige Beeintr.: | Kopfschmerzen, Reizungen der Augen (40 Personen). | ||
Art der Sachschäden | Ja | Kosten: 0 € | |
Art der Sachschäden | Verunreinigung der Frankfurter Stadtteile Schwanheim und Griesheim. | ||
Art der Umweltschäden | Ja | Kosten: 0 € | |
Art der Umweltschäden |
Beschreibung des Ereignisses
Beschreibung des Ereignisses | Beschreibung: Im vom Störfall betroffenen Reaktionskessel wird ortho-Nitroanisol, eine Ausgangssubstanz für Farbstoffe und Pigmente, hergestellt. Nachdem dazu Methanol und ortho-Nitrochlorbenzol vorgelegt und verrührt worden war, wurde der Rührer aufgestellt und Stickstoff aufgedrückt. Danach wurde, ohne das Rührwerk wieder einzuschalten (Bedienungsfehler), der Reaktor auf die vorgeschriebene Temperatur geheizt und die vorgeschriebene Menge an methanolischer Natronlauge in den Reaktor eingepumpt. Nach Abwarten der vorgeschriebenen Reaktionszeit wurde bemerkt, daß das Rührwerk nicht lief. Der Apparate-Bediener schaltete es ein. Dadurch wurde die exotherm verlaufende Reaktion sehr stark beschleunigt, was zu einem Temperaturanstieg von ca. 95 ° C auf 115 ° C führte. Der Druck im Reaktor stieg von ca. 9 bar auf über 16 bar an. Die Sicherheitsventile öffneten sich. Etwa 40 % des Reaktionsgemisches (10 t) wurden über zwei Ventile ausgestoßen. Bei der Umsetzung im Reaktionskessel entstehen normalerweise ortho-Nitroanisol, Kochsalz und Wasser. Beim Störfall hat sich die Mischung infolge der unvollständigen Reaktion und der starken Überhitzung so verändert, daß weitere chemische Verbindungen entstanden, die bei Normalbetrieb nicht auftreten, u.a. Dichlorazobenzol und Dichlorazoxibenzol. Die freigesetzte Reaktionsmischung führte auf einer Fläche von 25 - 30 ha, die von über 2000 Menschen bewohnt wird, zu einem deutlich sichtbaren gelben Niederschlag. Auf der nördlichen Mainseite war eine Fläche von 0,8 ha betroffen, im Main selbst eine Vogelinsel und eine Wasserschleuse, wo zwei Mainschiffe lagen. Insgesamt rund 100 beroffene Anwohner nahmen in den folgenden Tagen wegen Kopfschmerzen, Atemwegs- und Schleimhautreizungen ambulant ärztliche Hilfe in Anspruch. |
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Notfallmaßnahmen
Beschreibung der Notfallmaßnahmen |
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Schlussfolgerung
Beschreibung der Schlussfolgerung | Vorkehrungen zur Vermeidung: Verriegelung des Rührwerks mit dem Produktzulauf |
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ausgewertete Unterlagen
ausgewertete Unterlagen | Meldung nach § 11 Abs. 3 Störfall-VO, Bericht des Hessischen Umweltministeriums vom 01.03.1993, Bericht des Umweltministeriums Baden-Württemberg vom 25.03.1993 |
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