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AS-ER - Detailansicht für das Ereignis mit der Bam-Nr.: 49

Titel Austritt von nitrosen Gasen ZEMA 99/22

I. Anlagedaten

I.1 Anlagenkurzbeschreibung Anlage zur Herstellung von Carboxymethylcellulose und Hydroxiethylcellulose
I.2 Anlagenart Chemische Erzeugnisse, Arzneimittel, Mineralölraffination und Weiterverarbeitung
I.3 Wesentliche Rechtsgrundlagen Störfall-Verordnung

II. Ereignis

II.1 Art des Ereignisses Freisetzung
II.2 Ereignisablauf Der mit 60%iger Salpetersäure gefüllte Vorlagebehälter war ca. 3 Wochen über einen Wäscher mit der Gasatmosphäre von 2 Lagerbehältern mit 30 %iger Salzsäure verbunden. Aus diesem Behälter wurden in dieser Zeit ca. 10 mal bis zu 50l Salpetersäure entnommen. Bei Abschätzung einer Rohrleitungslänge von 100 m für die Rohrleitung zwischen Wäscher und Vorlagebehälter bedeutete dies, dass durch einen Salpetersäureentnahmevorgang die gesamte Rohrleitung mit Salzsäuredämpfen gefüllt wurde. Unter der konservativen Annahme, dass der Dampfdruck für 30 %ige Salzsäure 100mbar (bei 30 °C) beträgt und der Wäscher im Bereich der Einmündung der beiden Leitungen aus Vorlage- und Lagerbehältern keinen Wirkungsgrad mehr aufwies, wurden ab der zweiten Salpetersäureentnahme ca. 5l reines HCl-Gas entsprechend einer Menge von 8,5 g in den Salpetervorlagebehälter hineingezogen. Bei Annahme von 10 Entnahmevorgängen und dass 100% der Salzsäure in der 60 %igen Salpetersäurelösung adsorbiert werden, bedeutet dies, dass insgesamt 85 g HCl im Salpetersäurevorlagebehälter gelöst wurden. Damit war die durch Analyse ermittelte Konzentration von 27 g/l im Salpetervorlagebehälter nicht erklärbar. Daraufhin wurde folgender Versuch durchgeführt: Zwei Kolben mit je 150 ml 60 %iger Salpetersäure und 30 %iger Salzsäure wurden gasseitig über U-Rohr verbunden. Nach 20 Stunden konnten in der Salpetersäure 0,4 Gew. % Salzsäure nachgewiesen werden. Dieser Versuch zeigte, dass auch bei 60 %iger Salpetersäure, Salzsäure noch in erheblichem Masse das Bestreben hat, sich darin zu lösen. Da der Salpetersäure-Vorlagebehälter mindestens 3 Wochen mit HCl-Atmosphäre der HCl-Lagertanks in Verbindung stand, war somit die hohe HCl-Konzentration in der oberen Salpetersäureschicht zu erklären. Am 26. Juni 1999 kam es dann zu einem Durchkorrodieren des Salpetersäurevorlagebehälters gegen 19.55 h und im 5.OG des Betriebes zu einer Freisetzung von nitrosen Gasen über das Raumluftöffnungsgitter. Innerhalb von 20 Minuten bekam die Feuerwehr den Gasaustritt soweit unter Kontrolle, dass am Raumluftöffnungsgitter keine Säuredämpfe mehr sichtbar waren.
II.3 Gefahrenabwehr Die Feuerwehr konnte durch Wasserschleier die nitrosen Gase niederschlagen und brachte den Vorgang durch Verdünnen in 20 Minuten unter Kontrolle

II.4 Beteiligte Stoffe

Stoffe CAS-Nr. UN-Nr. R-Satz
Salpetersäure 68 % 7697-37-2 2031 R: 8
Nitrose Gase 1104-93-1 1975
Salzsäure 1789

II. weitere Daten

II.5 Datum 1999
II.6 Auswirkungen Freisetzung von nitrosen Gasen in die Umgebung. 23 Einsatzkräfte wurden leicht verletzt. Sachschaden 25000 DM

III. Ursachenanalyse

III. 1 Unmittelbare Ursachen Durchkorrodieren des Salpetersäurevorlagebehälters
III. 2 verdeckte Ursachen / Managementfehler

IV. Schlussfolgerungen und Maßnahmen

IV. 1 Maßnahmen des Anlagenbetreibers Vermeidung der gasseitigen Verbindung zwischen Salpeter- und Salzsäurebehältern
IV. 2 Maßnahmen der Behörde Forderung der unter IV.1 genannten Maßnahme

V. Erkenntnisse und Empfehlungen der SFK

V. 1 Merkblätter

VI. Quellen

VI. Quellen TÜV Süd

VII. Deskriptoren

I Anlagentyp Vorlagenbehälter für Salpetersäure Chemische Erzeugnisse, Arzneimittel, Mineralölraffination und Weiterverarbeitung
Anlagenteil Vorlagebehälter
Komponente
II Verfahren kontinuierlicher Betrieb
Betriebsvorgang bestimmungsgemäßer Betrieb
Betriebszustand Befüllen
III unmittelbare Ursache ungeeignetes Arbeitsverfahren
Korrosion
verdeckte Ursache Mangel der Anlagenausstattung
Konstruktionsfehler
Managementfehler
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