II.2 Ereignisablauf |
Der mit 60%iger Salpetersäure gefüllte Vorlagebehälter war ca. 3 Wochen über einen Wäscher mit der Gasatmosphäre von 2 Lagerbehältern mit 30 %iger Salzsäure verbunden. Aus diesem Behälter wurden in dieser Zeit ca. 10 mal bis zu 50l Salpetersäure entnommen. Bei Abschätzung einer Rohrleitungslänge von 100 m für die Rohrleitung zwischen Wäscher und Vorlagebehälter bedeutete dies, dass durch einen Salpetersäureentnahmevorgang die gesamte Rohrleitung mit Salzsäuredämpfen gefüllt wurde. Unter der konservativen Annahme, dass der Dampfdruck für 30 %ige Salzsäure 100mbar (bei 30 °C) beträgt und der Wäscher im Bereich der Einmündung der beiden Leitungen aus Vorlage- und Lagerbehältern keinen Wirkungsgrad mehr aufwies, wurden ab der zweiten Salpetersäureentnahme ca. 5l reines HCl-Gas entsprechend einer Menge von 8,5 g in den Salpetervorlagebehälter hineingezogen. Bei Annahme von 10 Entnahmevorgängen und dass 100% der Salzsäure in der 60 %igen Salpetersäurelösung adsorbiert werden, bedeutet dies, dass insgesamt 85 g HCl im Salpetersäurevorlagebehälter gelöst wurden. Damit war die durch Analyse ermittelte Konzentration von 27 g/l im Salpetervorlagebehälter nicht erklärbar. Daraufhin wurde folgender Versuch durchgeführt: Zwei Kolben mit je 150 ml 60 %iger Salpetersäure und 30 %iger Salzsäure wurden gasseitig über U-Rohr verbunden. Nach 20 Stunden konnten in der Salpetersäure 0,4 Gew. % Salzsäure nachgewiesen werden. Dieser Versuch zeigte, dass auch bei 60 %iger Salpetersäure, Salzsäure noch in erheblichem Masse das Bestreben hat, sich darin zu lösen. Da der Salpetersäure-Vorlagebehälter mindestens 3 Wochen mit HCl-Atmosphäre der HCl-Lagertanks in Verbindung stand, war somit die hohe HCl-Konzentration in der oberen Salpetersäureschicht zu erklären. Am 26. Juni 1999 kam es dann zu einem Durchkorrodieren des Salpetersäurevorlagebehälters gegen 19.55 h und im 5.OG des Betriebes zu einer Freisetzung von nitrosen Gasen über das Raumluftöffnungsgitter. Innerhalb von 20 Minuten bekam die Feuerwehr den Gasaustritt soweit unter Kontrolle, dass am Raumluftöffnungsgitter keine Säuredämpfe mehr sichtbar waren. |